Die Darstellung der DDR in Comics und Graphic Novels

Erzählen von einem Land, das nicht mehr existiert

Einführung ins Seminarthema

Das Seminar mit dem Titel „Erzählen von einem Land, das nicht mehr existiert“ handelt von der ehemaligen DDR. Es wird thematisiert, inwiefern Ereignisse aus der DDR durch Literatur aufgearbeitet und gesellschaftlich verarbeitet werden. 

Gemeinsames Erinnern findet in vielen unterschiedlichen Räumen und Themenfeldern statt; das kann innerhalb der Familie am Esstisch passieren, in der Schule im Klassenverbund, in einem ganzen Dorf oder einer Stadt, Land, Kontinent oder der gesamten Weltbevölkerung. Entscheidend ist die Fragestellung und das Ereignis.

Das Gedächtnis wird in einen individuellen und einen kollektiven Part unterschieden. Der individuelle Part bezieht sich auf persönliche Erinnerungen, wohingegen das kollektive Gedächtnis die gesellschaftliche Erinnerung zu historisch relevanten Geschehnissen aufarbeitet. Objektivität spielt sowohl beim individuellen als auch beim kollektiven keine Rolle, da es sich zumeist um subjektive Erfahrungen handelt.

Ereignisse, an die kollektiv erinnert wird – wie beispielweise der 2. Weltkrieg – erfahren eine kulturell differenzierte Erinnerung. Dass sogar die Politik von diesem unterschiedlichen Perspektiven betroffen ist, zeigte sich u.a. 2015, als das griechische Parlament weitere Reparationszahlungen von Deutschland forderte.[1]

Literarische Texte bilden die Grundlage gemeinschaftlicher Erinnerung; Texte aller Gattungen und Genres dienen als Medium des kollektiven Gedächtnisses. Der Grund dafür ist, dass sie erinnerungskulturelle Informationen erfüllen, indem sie die Herausbildung von Vorstellungen über vergangene Lebenswelten, die Vermittlung von Geschichtsbildern, die Aushandlung von Erinnerungskonkurrenzen und die Reflexion über Prozesse und Probleme des kollektiven Gedächtnisses behandeln.[2]

Dieser Blog, von den Studierenden Sergei Iudovich und Tom Ratschat erstellt, behandelt die Aufarbeitung der DDR in Comics und Graphic Novels. 

Comics sind als eine Darstellung eines Vorgangs in Bildern mit Ausdrucksstarken Begriffen definiert. Sie finden sich in Zeitschriften auf den „Witz-Seiten“ oder als eigene Ausgabe in Heft-Form wieder. Graphic Novels kann man als eine Weiterentwicklung von Comics ansehen, die in gebundener Form herausgegeben werden.


[1] Sven Felix Kellerhof (2018): Neuer Märtyrerort- Griechenland fordert 280 Milliarden Euro. Welt – Geschichte.
https://www.welt.de/geschichte/article181802900/Reparationen-von-Deutschland-Neuer-Maertyrerort-Griechenland-fordert-280-Milliarden-Euro.html

[2] Astrid Erll (2017): Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen. S.167. 

Die Rolle der Frau in der DDR

In der DDR bildete – gegensätzlich zur BRD – die Vereinbarkeit von Familie und Beruf den Grundpfeiler der Frauen- und Familienpolitik. Im Westen wurde für ein Leben als Hausfrau geworben, die Berufstätigkeit der Frau wurde bis 1977 per Gesetz nur mit der Zustimmung des Ehemannes genehmigt.[1]

Im Gegensatz dazu wurde bereits 1950 in der DDR ein Gesetz über die Rechte der Frau verabschiedet.[2] Die DDR verfolgt also schon sehr früh eine ausgewogenere Gleichstellungspolitik, als der westliche Nachbar. 

Doch woran lag das? Und welche Folgen hatte das für die Literatur in der DDR? Diese Fragen sollen im Folgenden durch exemplarische Beispiele und Zeitzeugeninterviews geklärt werden.

Familienleben und Berufstätigkeit der DDR-Frau

Die Gleichstellung der Frau in der DDR hatte mehrere Gründe, einerseits gehört die Emanzipation zu den ältesten Forderungen der Arbeiterbewegung, sie ist also eng mit der Ideologie eines sozialistischen Staates verknüpft.[3] Andererseits spielte auch die Wirtschaft bei der Gleichstellung der Frau eine große Rolle; die DDR wurde – nicht wie die BRD – durch Sowjetunion wieder aufgebaut, sondern ausgebeutet. Die Sowjetunion musste wegen des zweiten Weltkriegs wieder aufgebaut werden und konnte/wollte nicht die Kraft in den Wiederaufbau in das Land stecken, welches sie zuvor angegriffen hatte.

Der Anteil der berufstätigen Frauen war in der DDR einer der höchsten der Welt, 1986 haben über 90% (BRD ca. 50%) der Frauen gearbeitet, Politik und Führungspositionen waren trotzdem überwiegend von Männern besetzt.[4]

Insgesamt sind 3,8 Millionen Menschen aus der DDR in den Westen ausgereist. Der Großteil ist illegal geflohen, jedoch war auch die Ausreise über einen Ausreiseantrag möglich, welcher allerdings Repressionen in der DDR zur Folge hatte. Der Verlust von 3,8 Millionen potentiellen Arbeitskräften war erschlagend für DDR, weshalb die Rolle der Frau auf dem Arbeitsmarkt umso wichtiger wurde.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Arbeitskraft der Frau in der DDR aus den folgenden Gründen gebraucht wurde:

  • Wiederaufbau
  • Flucht in den Westen
  • marode Volkswirtschaft der DDR
  • Ideologie

Dies soll jedoch nicht bedeuten, dass Frauen in der DDR nicht auch als Hausfrauen arbeiteten mussten. Nach der Arbeit in typischen Frauenberufen musste der Haushalt versorgt werden. Diese enorme Doppelbelastung führte zu einer niedrigeren Geburtenrate.[5]

Während 1972 die Fertilitätsrate noch bei 1,79 lag, fiel sie bis 1975 auf 1,54. In der Folge wurden Anreize für Mütter geschaffen; so wurde ab dem dritten Kind für die Frau 1972 eine 40-Stunden Woche eingeführt, ab 1976 galt diese Regelung auch für Mütter von zwei Kindern. Auch die Freistellung für ein Jahr, bei voller Bezahlung, wurde 1976 ab dem zweiten Kind eingeführt, 1986 war dies ab dem ersten Kind möglich.[6] Dass diese Maßnahmen gefruchtet haben, zeigt die Entwicklung der Fertilitätsrate bis 1980, sie stieg auf 1,9. In der BRD lag der Wert 1980 bei 1,45.[7]

Um den Müttern der DDR einen schnellen Wiedereinstieg in das Berufsleben zu ermöglichen wurde außerdem auch für ausreichend Kita- und Krippenplätze gesorgt, zusätzlich bekam jede Familie pro Kind bis zu 1000 Mark „Geburtenbeihilfe“, welches die Erstausstattung wie Kleidung, Bettchen, Kinderwagen etc. finanzieren sollte.[8]

Da die meisten Frauen in frauentypischen Berufen arbeiteten und Haushalt sowie Erziehung weitgehend in den Händen der Frau blieb, kann man sagen, dass die Gleichberechtigung von Frauen und Männern also auf bestimmte Bereiche beschränkt war.

Der Internationale Frauentag

Bereits 1910 entstand bei den Sozialistinnen die Idee eines „Internationalen Frauentages“, der Kampf um Gleichberechtigung und dem damit verbundenen Wahlrecht begann jedoch schon deutlich früher. Was in den 1840er Jahren begann, gipfelte im November 1918 in der Wahlrechtsreform, welche das Frauenwahlrecht ermöglichte.[9]

Seit 1911 wird der Internationale Frauentag jährlich gefeiert, seit 1921 immer am 8. März. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde dieser Tag verboten, jedoch wurde der Tag in den östlichen Bundesländern nach der Gründung der DDR wieder eingeführt. Bis heute wird am 8. März die Frau geehrt, indem man ihnen eine Blume schenkt und zum Frauentag gratuliert.

Frauen in der DDR-Literatur

Um das Bild, welches von Frauen in der DDR-Literatur erzeugt wurde, deuten zu können, muss sich zunächst angeschaut werden, wie Frauen grundsätzlich innerhalb der Medien präsentiert wurden. Als Grundlage dient hierzu Hörz (2010): Der lange Weg zur Gleichberechtigung. Helga Hörz schreibt in ihrem Buch über die positiven und negativen Maßnahmen und Auswirkungen willentlicher Gleichstellungspolitik in der DDR.

Da die Medien in der DDR-Diktatur systematisch gesteuert wurden, wurde die Frau –zur Ideologie passend– in Zeitschriften, Fernseh- oder Radiobeiträgen beispielhaft unterstützt.[10]

Frauen wurden nicht als Sexobjekt dargestellt, sondern Frauenpersönlichkeiten, die beachtliches geleistet haben, wurden entsprechend präsentiert. Auch um den Einheitsgedanken und die Liebe zum System zu bekräftigen wurde aus allen Bereichen gewählt. Bäuerinnen, Facharbeiterinnen und vor allem Wissenschaftlerinnen wurden durch besondere Leistungen in ihren Wirkungsbereichen geehrt.[11] Die Frauenzeitschrift „Für Dich“ ist exemplarisch dafür.

In der DDR interpretierten die Schriftstellerinnen Frauenrechte als Menschenrechte, dafür wurden häufig erfolgreiche Frauen portraitiert. Dabei wurde der Lebenslauf von Frauen aus der Vergangenheit und Gegenwart in ihrem mutigen Kampf gegen Unterdrückung und Diffamierung literarisiert.[12]


[1] bpb (2018): Gleichberechtigung wird Gesetz.

https://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/271712/gleichberechtigung.

[2] Bouillot, C. (2008): Frauenbewegung in der DDR.

https://www.bpb.de/gesellschaft/gender/frauenbewegung/35279/neuanfang-im-osten

[3] Hörz, H. E. (2017): Der lange Weg zur Gleichberechtigung. S. 32f.

[4] Deutschlandfunk (2019) 

https://www.deutschlandfunk.de/berufstaetigkeit-von-frauen-in-der-ddr-mit.694.de.html?dram:article_id=443041

[5] statista (2016): Zusammengefasste Geburtenziffer: Entwicklung der Fertilitätsrate in der BRD und der ehemaligen DDR von 1950 bis 1990.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/554952/umfrage/fertilitaetsrate-in-der-brd-und-ddr/

[6] Schäfgen, K (2000): Die Verdopplung der Ungleichheit. S. 106ff.

[7] statista (2016): Zusammengefasste Geburtenziffer: Entwicklung der Fertilitätsrate in der BRD und der ehemaligen DDR von 1950 bis 1990.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/554952/umfrage/fertilitaetsrate-in-der-brd-und-ddr/

[8] Hörz, H. E. (2010): Der lange Weg zur Gleichberechtigung. S. 102ff.

[9] Kerstin Wolff (2018): Der Kampf der Frauenbewegung um das Frauenwahlrecht. 

https://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/frauenwahlrecht/278701/der-kampf-der-frauenbewegung-um-das-frauenwahlrecht

[10] Hörz, H. E. (2010): Der lange Weg zur Gleichberechtigung. S. 180.

[11] Vgl. ebd.

[12] Vgl. ebd. S. 189.

Ost-West Stereotypen

Es ist kein Geheimnis, dass wenn die Rede von Ossis und Wessis ist, dass sofort typische Stereotypen entstehen. So z.B. schreibt Wolfgang Benz in seinem Artikel „Stereotype des Ost-West-Gegensatzes“:

„Im Westen ist die Vorstellung verbreitet und deshalb leicht instrumentalisierbar, die Bevölkerung der ehemaligen DDR kranke an selbst verschuldeter Leistungsschwäche und mangelndem Leistungswillen, fehlender Initiative, Untertanenmentalität und Undankbarkeit gegenüber westlicher Aufbauhilfe. Im Osten sind viele überzeugt, dass die Bewohner des Westens materiellen Wohlstand höher zu schätzen wüssten als menschliche Wärme, dass Ellbogenkraft wichtiger genommen werde als Solidarität, dass der Vereinigung ein „Okkupationsregime“ gefolgt sei, bei dem arrogante Westler den Osten ausgeplündert und regiert hätten.“

Wenn man über die Stereotypen in der KJL spricht,  so werden im Artikel von Carsten Gansel „Atlantiseffekte in der Literatur“ drei folgende Stereotypen angesprochen:

Der Täter-Opfer-Topos

Wenn nach Gründen für das Ende der DDR gefragt wird, dominiert folgendes Erklärungsmuster: eine amoralische, inkompetente Funktionärsclique habe den Staat DDR in den Ruin getrieben und die Bevölkerung systematisch belogen. (S. 36) 

Zu diesem Punkt kann man noch hinzufügen, dass der Staat nach den Personen, die eigene oppositionelle Meinung hatten, spioniert hatte. Solange in Schwartz’ Graphic Novel „drüben!“ blieb der Vater bei der Uni und danach in der Schule der Ideologie der DDR treu, blieb alles in Ordnung, aber als die junge Familie einen Ausreiseantrag gestellt hatte, bekam sie sofort Probleme. Der Vater war aus der Partei und dem Hochschuldienst sofort rausgeworfen. Es kam auch ständig zu den dubiosen Verhören bei der Volkspolizei. 

Der Widerstandstopos

Der Täter-Opfer-Topos ist verbunden mit dem Herausstellen eines indirekten wie offenen Widerstands in der DDR. Es sollte bei dem kindlichen Leser der Eindruck entstehen, dass im DDR-Alltag ein allgegenwärtiger Repressionsapparat eine beständige Atmosphäre der Bedrohung und Angst erzeugte. Der Widerstand aller sollte sich gegen eine derart verhasste Staatsmacht richten. (S. 37)

Daniel Krüger, der Protagonist in „Herbst der Entscheidung“ von PM Hoffmann und Bernd Lindner, macht sich Gedanken über sein Studium ohne dabei drei Jahre in der Armee zu verbringen. Er will nur Kulturredakteur werden und kein Kulturoffizier. Sein Zweifel am System in der DDR treibt ihn um, und er taucht in die Leipziger Bürgerbewegungsszene ein. Dadurch gerät Daniel immer tiefer in den Sog der Ereignisse der Friedlichen Revolution.

Das Feindbild-Lehrer/ Eltern

Als Negativ-Stereotyp fungieren am meisten Lehrer- und Elternfiguren. Sie bilden die Figurengruppe, auf die schuldhaftes Verhalten konzentriert, um nicht zu sagen: bei denen es entsorgt wird. (S. 39) 

In „drüben!“ sieht man das besonders deutlich. Die Großeltern des Autors stammten aus einer sozialistischen Musterfamilie. Der Großvater war sogar Mitglied der SED. Seine Großmutter war schon vor dem Krieg als Jugendliche durch ihre Eltern kommunistisch motiviert. Wie ihr Vater wurde sie Mitglied der KPD.

Allgemeine Leitfragen

  • Welches Wissen und welche Vorstellungen von und über die DDR werden in den kinder- und jugendliterarischen Texten vermittelt?

In der klassischen Definition des Comics von Will Eisner und Scott McCloud (S. 312 bei Carolin Führer – Zeichensprache in Comics und Graphic Novels zur DDR) ist der Comic sequentielle Kunst, die qua Sequenz zeitliche Abläufe darstellt. Unter der Sequenz soll man in diesem Sinne, die auf einander folgende Ereignisse in bestimmter Zeitperiode, verstehen. 

Ein Zeichen ist von grundlegender Bedeutung für die Comic-Kunst, da mit einem Zeichen (das meint Sprache ebenso wie Bilder, aber auch Formeln, Gesten etc.) ein Gefühl oder eine Empfindung hervorgerufen werden kann. Dabei werden nicht nur Emotionen, sondern auch Wissen und Vorstellungen über die DDR transportiert.

In der Primärliteratur zu unserem Seminar wird von den Menschen, Gegenständen, Sinneswahrnehmungen und Ereignissen erzählt, die zu den kollektiven und individuellen Erinnerungen verschiedener Generationen in der ehemaligen DDR gehören (S. 312). Dabei ist es sehr interessant, dass die Autoren von diesen Werken, wie z.B.: Susanne Buddenberg und Thomas Henseler, Simon Schwarz, PM Hoffmann und Bernd Lindner selbst ihre Kindheit teilweise in der DDR und im wiedervereinigten Deutschland verbracht haben. Gemeinsames charakteristisches Merkmal dieser Generation von Autoren ist das Aufwachsen in zwei gegensätzlichen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Systemen sowie die Umbruchserfahrung von 1989 (S. 312).

Wenn wir uns die Primärtexte genauer angucken, so dient z.B. Schwartz’ Graphic Novel „drüben!“ als (auto)biographische Erzählung mit ihrer besonderen Erzählstrategie dabei weniger einer individuellen Selbstvergewisserung als vielmehr der Verständigung zw. (Familien-) Generationen, Lebensentwürfen und unterschiedlichen Erinnerungsparadigmen zur Zeitgeschichte. Mit „drüben!“ kann daher auf inhaltlicher Ebene v.a. bewusst gemacht werden, welche Träume und Hoffnungen die Bewohner des SED-Staates mit ihrem Land verbanden und welchen Preis sie dafür unter Umständen zu zahlen bereit sein mussten. Schwartz’ Erzählung beruht nicht nur auf den Erinnerungen seiner eigenen Kindheit, sondern bebildert auch die Erinnerungen seiner Eltern und Großeltern (S. 313-314).

Comics und Graphic Novels wie „Grenzfall“ von Susanne Buddenberg/Thomas Hanseler und „Herbst der Entscheidung“ von PM Hoffmann/Bernd Lindner sind sowohl auf der Plot- als auch auf der Bildebene mit einem stark faktualen Erinnern gekoppelt. Hier wurde auf Authentizität der recherchierten Bilddetails ebenso Wert gelegt wie auf die Einbettung in eine Historische Meistererzählung, daher leitet sich die schulische Legitimation der Lektüre dieser Werke eher für historisches als für literarisches und ästhetisches Lernen ab (S. 315).

  • Sehen Sie sich die Paratexte an (Klappentexte, Cover, Widmung, Vorwort, Nachwort, etc.). Spielen diese im Hinblick auf das Seminarthema eine besondere Rolle?

Spricht man über ein Meisterwerk der Literatur, so kommen natürlich auf den ersten Plan die Figur des Autors und der Inhalt des Buches. Aber nicht nur diese Faktoren spielen in der modernen und internetabhängigen Gesellschaft eine Rolle bei der Wahrnehmung eines Buches. Einen wichtigen Einfluss haben hier auch Paratexte. Paratextualität ist ein Typ der Transtextualität und gehört zur Taxonomie intertextueller Beziehungen, die Gérard Genette in „Palimpseste. Die Literatur auf zweiter Stufe“ (1982) entwirft. Genette meint damit Textteile, die zusammen mit dem Text auftreten (griech.: para = neben), aber nicht eigentlich zum Text gehören. Genette unterscheidet folgende Textsorten:  „Titel, Untertitel, Zwischentitel; Vorworte, Nachworte, Hinweise an den Leser, Einleitungen usw.; Marginalien, Fußnoten, Anmerkungen; Motti; Illustrationen; Waschzettel, Schleifen, Umschlag und viele andere Arten zusätzlicher, auto- oder allographer Signale, die den Text mit einer (variablen) Umgebung ausstatten […]“ (Palimpseste, S. 11).

Alle diese Elemente der Paratextualität wirken auf den potenziellen Leser und beeinflussen ihn. Das geschieht schon viel früher, als der Leser mit dem Lesen des Buches startet. Im Hinblick auf das Thema unseres Seminars spielt das eine besondere Rolle. Mithilfe von bestimmten Worten, Bildern, Formeln, Gesten, Zeichen, die für Comics und Graphic Novels wichtig sind, sollen Emotionen und Erinnerungen bei den Lesern geweckt werden. Der potentielle Leser hat immer zwei Möglichkeiten: entweder wird er durch ein unpassender Titel, ein langweiliger Klappentext oder eine falsche Farbwahl bei der Umschlaggestaltung enttäuscht und das führt dazu, dass er dieses Buch nicht wahrnehmen wird, oder er wird durch diese Elemente auf das Buch aufmerksam, indem z.B. der Titel viel Spannung, der Klappentext eine spannend geschriebene Geschichte und die Covergestaltung ein interessantes Thema garantieren. Im Weiteren werden wir uns die Covergestaltung unserer Primärtexte genauer anschauen.

Als ein gemeinsames Merkmal bei der Covergestaltung sieht man in allen unseren Primärtexten junge Generation bzw. junge Menschen oder junge Familien. In Schwartz’ Graphic Novel „drüben!“ ist das eine junge Familie, die mit ihrem Sohn in den Westen flieht. Sofort auf dem Cover wird diese Familie in bunten Farben dargestellt, die Kleidung ist bunt und sogar sieht man verschiedene farbige Graffitis an der Berliner Mauer. Was noch deutlich zu erkennen ist und was die Interpretation hier beeindruckt, dass die Augen der Eltern nach hinten gucken, sogar kann man sagen, ihre Blicke schauen hinter die Mauer in die Vergangenheit. Das Kind im Gegenteil schaut nach vorne, in die Zukunft. 

Im „Grenzfall“ von Susanne Buddenberg/Thomas Hanseler und „Herbst der Entscheidung“ von PM Hoffmann/Bernd Lindner kommen die Protagonisten der beiden Werke auf dem Cover vor. Das sing junge Männer, sogar kann man sagen Jugendliche, die für den Frieden und ihre Ideale kämpfen. Das kann man an den Aufnäher, die die beiden an ihren Jacken tragen, erkennen. So sieht man bei Daniel in „Herbst der Entscheidung“ einen Aufnäher zu der Friedensbewegung der DDR „Schwerter zu Pflugscharen“ und „Pazifismus“-Aufnäher.  Peter im „Grenzfall“ hat auch einen Aufnäher, der folgende Interpretation hat: „Unser Vorschlag gilt: Wir sind dialogbereit für Frieden und Abrüstung“. 

Dabei erkennt man sofort, dass alle diese Texte nicht nur etwas aus der Geschichte dem potenziellen Leser anbieten, sondern auch die spannenden Ereignisse aus dem Leben der Autoren darstellen.
(si)

  • Was wird aus dem historischen Material (Mimesis I) ausgewählt, welche Prinzipien waren für die Auswahl leitend, von welchen Modellen bzw. narrativen Schemata wurden sie gesteuert? (Gansel 2010, S. 35) 

In dem vom Ricœurs entwickelten Mimesis-Konzept wird das Verhältnis zwischen Literatur und kultureller Wirklichkeit modelliert. Diese beiden Welten sind durch ihre Interdependenz voneinander abhängig. Dabei wird von der Literatur die Erzeugung symbolischer Alternativwelten genutzt, die auf vorherrschenden kulturellen Diskurssystemen und Wissensordnungen beruhen. Das hat zur Folge, das fiktionale Texte an ihren Entstehungskontext gebunden und somit kulturell vorgebildet sind.[2]   
Deshalb geht die ostdeutsche Literatur vorrangig spekulativ vor; „sie versucht zu erzählen, wie es gewesen sein könnte. Es ist eine Literatur der Mutmaßungen, der Rekonstruktionen, Projektionen und Inszenierungen.“[3]     
(tr)

  • Wie sind die Proportionen der literarischen Darstellung geartet? Welche Ereignisse, Denk- und Verhaltensweisen der Figuren werden dargestellt, welche ausgelassen?
  • Wie und durch wen erfolgt ihre Bewertung, in welchen Kontext sind sie gestellt und welches Beziehungsgeflecht wird aufgebaut?

Gansel schreibt in seinem Artikel: „über Bewertungsakte werden aus einer Vielzahl möglicher Vergangenheitsreferenzen – Orte, Personen, Ereignisse, Zusammenhänge – jene Elemente ausgewählt, die vor dem Hintergrund gegenwärtiger Interessen und Bedürfnisse als bedeutsam und erinnerungswürdig eingestuft werden.“ Zurzeit wird es aber immer schwieriger diese Interessen und Bedürfnisse von den Kindern und Jugendlichen zu berücksichtigen und sie auch in der KJL darzustellen.[4]

„Das für die Allgemeinliteratur herausgestellte Wechselspiel von Gegenwarts- und Vergangenheitsebene wird in der KJL ausgesprochen und nur selten konsequent umgesetzt. Es finden sich nur in Ausnahmefällen Figuren, die sich auf einer Gegenwartsebene befinden und dann – die möglicherweise durch ein besonderes Ereignis angeregt werden – an Vergangenes erinnern. Dies hängt natürlich mit den potentiellen Lesern, also der „Zielgruppe“ zusammen, der es – eventuell aus kognitiven Gründen – immer noch eher selten zugemutet wird, Texte zu rezipieren, in denen es einen Wechsel zwischen Erinnerndem und Erinnertem gibt.“[5] Daraus resultiert, dass die Texte am meisten narratologisch in der KJL verfasst sind. Spricht man also über Texte, die uns von DDR, Wende oder Nachwende berichten, so kann man feststellen, dass die Figuren, Räume unmittelbar an eine historisch konkrete Zeitebene gebunden sind. Der Erzähler bleibt auch in dieser Ebene. „Man könnte insofern von historischen Romanen Sprechen oder aber von Texten, die der sogenannten zeitgeschichtlichen KJL zuzuordnen sind.“[6]

In unseren Primärtexten erlebt man wahre Geschichten der jungen Autoren, die uns über die DDR, ihr Verschwinden und über das Leben der Menschen vor und nach der Wende. Für die neuen Autoren: „[…] bedeutete das Ende des Real-Sozialismus das Ende ihrer Kindheit oder Jugend. […] Die vertraute Welt existierte nicht mehr, die Alltagsgegenstände, ideologischen Orientierungen, privaten Verhältnisse wurden radikal verändert. Der erfahrene Verlust provozierte Jahre später den Versuch, sich neu an Dinge zu erinnern, die während ihrer Existenz unwichtig waren oder zu denen Distanz existierte.“[7]

So sind auch die Comics und Graphic Novels, die zu unserem Hauptthema des Blogs geworden sind, entstanden. Die bieten den Kindern und Jugendlichen ein authentisches und facettenreiches Bild von der DDR. Sowie auf der Textebene, als auch auf der Bildebene stellen sie ganz verschiedene Ereignisse, Denk- und Verhaltensweisen der Figuren dar. Das kann man in den Rezensionen zu den Primärtexten und bei den wiederkehrenden Stereotypen nachvollziehen.   
(si)


[1] Genette, G. (1996): Palimpseste. Die Literatur auf zweiter Stufe. S.11.

[2] Neumann, B. (2003): Literatur – Erinnerung – Identität. S. 215.

[3] Hensel, J. (2004): Das Land, in dem ich war. Zur Konstruktion von Kindheit in Texten junger ostdeutscher Autoren nach 1989. In: Internationales Uwe-Johnson-Forum. Bd. 9. Hrsg. Von Carsten Gansel und Nicolai Riedel. Frankfurt/m. u.a.: Peter Lang. S.199.

[4] Gansel, C. (2010): Atlantiseffekte in der Literatur? Zur Inszenierung von Erinnerung an die verschwundene DDR. S. 11.

[5] Vgl. ebd. S. 33.

[6] Vgl. ebd. S. 34.

[7] Vgl. ebd.

Spezifische Leitfragen

  • Wie wird die DDR auf Text- und Bildebene dargestellt?

Spricht man über die Darstellung der DDR auf Text- und Bildebene, so kommen die Anschaulichkeit und die Veranschaulichung auf den ersten Plan. Sebastian Schmiedeler schreibt in seinem Buch „Wissensvermittlung in der Kinder- und Jugendliteratur der DDR“: „Anschauung soll hierbei sowohl auf der Text- als auch auf der Bildebene erzeugt werden. Die Veranschaulichung wird daher einerseits als Verbildlichung des Wortes auf der Textebene und andererseits in der illustrativ zeigenden Versinnlichung desjenigen im Bild erzielt, was auf der Textebene dargestellt wird.“[1]

Veranschaulichung dient der visuellen Erziehung, die jungen Betrachter sollen dabei die unterschiedlichen Formen und Funktionen von Bildern systematisch lesen lernen. „Die Bildebene berücksichtigt verschiedene Erkenntnisstufen, die junge Betrachter erlangen können und veranschaulicht verschieden Funktionen von Illustrationen innerhalb einer gezielten Systematik der stufenweisen Entwicklung der Bildbetrachtung.“[2]

Der Unterschied zwischen der Bild-und Textebene ist auch dann relevant, wenn eine Erzählung über sich hinaus auf etwas verweist. Als Bildebene wird dann das bezeichnet, was sich ganz einfach erkennen lässt, nämlich die eigentliche Handlung: 
In „Grenzfall“ rebelliert der Schüler Peter Grimm gegen die Meinungsdiktatur in einem Staat (DDR 1982, Ost-Berlin), der einem die Luft zum Atmen nimmt.

In seinem Debüt „drüben!“ erzählt der junge Zeichner und Autor Simon Schwartz von der schwierigen Entscheidung seiner Eltern, Anfang der 1980er Jahre die DDR für immer zu verlassen.

In „Herbst der Entscheidung“ soll sich der 17-jährige Abiturient Daniel freiwillig zu drei Jahren Armeedienst verpflichten, sonst ist sein Studienwunsch hinfällig. Aber Zweifel am System in der DDR treiben ihn um, und er taucht in die Leipziger Bürgerbewegungsszene ein.

Die Textebene muss dagegen zuerst vom Leser entschlüsselt werden, denn er muss die erzählte Geschichte aus einer übergeordneten Perspektive betrachten:

Unsere Primärtexte handeln nicht nur von den Geschehnissen, die in dieser Zeit mit den Protagonisten, ihren Familien und Freunden passierten, sondern auch von dem Ende der DDR und den Beginn einer neuen Epoche. Auf den ersten Plan kommen junge Menschen und junge Familien, die an dem verrosteten System der SED verzweifeln und die Diktatur der Parteibonzen abschaffen wollen. 

Dazu kommen noch die Verhältnisse in den Familien, die manchmal dazu führen, dass die Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern abgebrochen werden. Die Geschichte zeigt, dass die Vergangenheit manchmal sehr schmerzhaft sein kann und die Spuren an Leib und Seele Spuren hinterlassen können. Es ist hilfreich diese Geschichte zu kennen, um die Fehler, die gemacht wurden, nicht zu wiederholen.   
(si)

  • Wie ermöglichen die Texte Identifikationsmöglichen für unterschiedliche Generationen?

Spricht man über Identifikationsmöglichkeiten der Texte, muss sich zunächst mit der Identität befasst werden. Der Begriff „Identität“ kommt aus dem Lateinischen („idem“ = derselbe, dasselbe). Wenn wir von der Identität eines Menschen sprechen, meinen wir einerseits das, was einen Menschen im Kern ausmacht (unabhängig von der Tatsache, dass wir uns immer wieder verändern; unabhängig von der Tatsache, dass wir uns in unterschiedlichen Situationen unterschiedlich verhalten können und unterschiedliche soziale Rollen einnehmen können). Wir meinen aber auch das, was uns zu einer einzigartigen Persönlichkeit macht, die sich von allen anderen Menschen unterscheidet. Identität bezieht sich also auf das, was uns zu einer individuellen Persönlichkeit macht. Identität als Begriff erscheint in vielen wissenschaftlichen Artikeln im Zusammenhang mit dem Begriff Kollektives Gedächtnis. Der Begriff des kollektiven Gedächtnisses entstand Ende der 1920er-Jahre als Vorschlag von Maurice Halbwachs. Er beschrieb das kollektive Gedächtnis, als ein auf Dauer angelegtes Gedächtnis einer Gruppe.[3] Das kollektive Gedächtnis dient als das Erinnern an verschiedene Elemente der Vergangenheit. Dadurch werden Erfahrungs- und Identitätsbildung nicht nur der Einzelpersonen, sondern auch der ganzen sozialen Gruppen, der Gesellschaft und der Kultur erzeugt. Literarische Texte sind dabei das zentrale Medium der Erinnerungsbildung und Identitätsstiftung. 

Literatur kann vielseitige erinnerungskulturelle Funktionen einnehmen. Erll unterscheidet in seinem Artikel „Literatur als Medium des kollektiven Gedächtnisses“ (2017) vier folgende Funktionen: erstens die Herausbildung von Vorstellungen über vergangene Lebenswelten (durch das Lesen von Literatur ergreift der Leser die Information/Kenntnisse über das Leben von verschiedenen Menschen, über Kulturen, Traditionen); zweitens die Vermittlung von Geschichtsbildern (es werden verschiedene Ereignisse der Geschichte dargestellt), in literarischen Texten können diese historische Ereignisse und Persönlichkeiten bildhaft und deutlich dargestellt werden, so dass die heutigen Generationen mehr davon lernen können und sich mit denen assoziieren; drittens die Aushandlung von Erinnerungskonkurrenzen, die vergessenen Erinnerungen werden wiederaufgelebt oder die Alternativerinnerungen werden wieder abgebildet; viertens die Reflexion über Prozesse und Probleme des kollektiven Gedächtnisses, das kollektive Gedächtnis braucht immer Aktualisierung und Anpassung, da nicht alle Erinnerungen dem Kollektiv angeordnet werden. 

Literatur wirkt in der Erinnerungskultur. Sie ist eine eigenständige symbolische Form der Erinnerungskultur und sie stellt eine spezifische „Weise der Welterzeugung“ bzw. der Gedächtniserzeugung dar. 
(si)

  • Inwiefern kommen hierbei comicspezifische Mittel zum Einsatz?

Als „comicspezifische“ Mittel gelten neben Sprech- und Denkblasen, der deutlichen Zurschaustellung von Emotionen und verhältnismäßig wenig Text zu den Bildern auch die Lautmalerei, Ausrufe, Silbendehnungen,- doppelungen oder auslassungen.[4]         Die Farbe in Comics dient zur Verdeutlichung von Inhalt und Emotionen, was insbesondere bei schwarz-weiß Zeichnungen berücksichtigt werden muss. Ich gehe davon aus, dass diese schlichte Farbgebung die Trostlosigkeit der DDR symbolisieren soll.          
Hyperbeln sind ebenso typische comicspezifische Mittel, die allerdings in unseren Beispielen kaum bis gar nicht zum Einsatz gekommen sind, da die autobiographischen Comics Realität wiedergeben sollen. Übertreibungen sind vermutlich eher in Science-Fiction Comics zu finden.       
Die Zeichnungen sind detailgetreu, auch die Mimik und Gestik ist „comicgetreu“; die Konturen sind deutlich gezeichnet und bringen die Emotionen stark zum Ausdruck.  
Das Comic „drüben!“ ist sehr bildlastig, weist aber dennoch eine komplexe Erzählstruktur auf. Diese wird durch zahlreiche Analepsen (=Ereignisse, die vor dem bisher Erzählten stattgefunden haben) realisiert.[5]        
Die Lautmalerei kommt in „drüben!“ kaum zum Einsatz, nur an wenigen Stellen wird dieses Stilmittel gebraucht. Die Kommunikation findet überwiegend über Sprechblasen statt, auf 104 Seiten werden insgesamt 156 Sprechblasen verwendet, wobei 8 Seiten nur mit Bildern und ohne Text arbeiten.          
(tr)


[1] Schmiedeler, S. (2017): Wissensvermittlung in der Kinder- und Jugendliteratur der DDR. S.218.

[2] Vgl. ebd. S. 225.

[3] Assmann, J. (1988): Kollektives Gedächtnis und kulturelle Identität. S. 9-19.

[4] Führer, C. (2016): Emotionen in DDR-Geschichtscomics und Graphic Novels. S. 317.

[5] Vgl. ebd. S. 318.

Rezension „drüben!“

von Simon Schwartz

„Mit dem Messer der Gegenwart versucht man immer vergeblich, die Vergangenheit anzuschneiden. Die Vergangenheit ist unverwundbar.Man kann dabei nur die Gegenwart oder Zukunft zum Bluten bringen.“

Dieses Zitat (S. 6) von Gregor Brand ist dem Graphic Novel vorangestellt und folgt direkt auf die Widmung an die Eltern des Autors auf der vorherigen Seite (S. 5). Auf der nächsten Seite sieht man den Todesstreifen der Mauer (S. 7), mit einem kleinen Wachturm, Flutlicht und Stacheldrahtzaun. Im Hintergrund ist eine Häuserfront Ostberlins zu erkennen.

Das Graphic Novel drüben!, von Simon Schwartz geschrieben und durch den avant-Verlag erschienen, ist ein Graphic Novel, welches in schwarz-weiß illustriert ist und das Verhältnis zwischen Ost- und Westdeutschland in den 1980er Jahren thematisiert. Das Graphic Novel beruht auf Simon Schwartz´ Leben; 1982 ist Schwartz in Erfurt geboren, lebte für 18 Monate in der ehemaligen DDR, ehe seine Eltern in die BRD durch einen Ausreiseantrag emigrierten. 

Bevor ich inhaltlich fortfahre, kommt die Vorwarnung, dass die Leser*innen dieser Rezension von Spoilern nicht verschont bleiben werden.

In dem Graphic Novel erscheinen neben dem kleinen Simon noch seine Eltern und die Großeltern mütterlicher- und väterlicherseits. Auch die Freunde der Eltern treten häufiger auf, die Studienkollegen sind systemkritisch und wollen ausreisen. 

Die Großeltern mütterlicherseits sind liberal und offen, wohingegen die Großeltern väterlicherseits systemtreue DDR-Bürger sind. Simons Eltern, deren Namen nicht erwähnt werden, haben anfänglich die Haltung ihrer Eltern. Die Mutter ist eher kritisch gegenüber der DDR, glaubt nicht an den „Sieg des Sozialismus“ und ist aktiv in der Kirche, etwas Untypisches für die DDR. Sie arbeitet auch als Restauratorin in der Kirche.

Der Vater ist in der „Partei“ (SED). Doch nach und nach bemerkt der Vater die Schattenseiten der DDR. Auch wenn er es zunächst nicht wahrhaben möchte und meint, dass es nicht so schlimm ist, bzw. er ein Leben trotz der Repressionen in der DDR gut möglich ist (S. 66/67), kommt die Einsicht. 

Simons Vater ist Hochschullehrer und soll eine Vorlesung über „gerechten und ungerechten Krieg“ halten. Wie paradox die Ausdrucksweise „gerechter Krieg“ ist, wird ebenfalls im Buch thematisiert. Das Thema der Vorlesung bringt auch den Vater erneut stark ins Zweifeln. Als der Vater von einem hochrangigen Parteimitglied den vorgefertigten Text bekommt und nicht seine eigene Vorlesung halten darf, ist der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, geflossen (S. 71). Die Familie stellt einen Ausreiseantrag.

Simon Schwartz hat das ganze Graphic Novel selbst gestaltet, das umfasst den Text, das Cover und das Layout. Verfasst ist er in der Ich-Perspektive, das gibt dem Text meiner Meinung nach noch eine emotionale Schärfe, die anders nicht zu spüren wäre. Gemeint sind damit die Gefühle, die der kleine Simon durchlebt, bspw. als er seine Mutter fragt, weshalb er niemals von „Oma und Opa“ aus dem Kindergarten abgeholt wird, wie es bei seinen Freunden vorkommt. Oder die Frage, ebenfalls an seine Mutter, warum er nur eine Oma und nur einen Opa hat, obwohl er weiß, dass seine vier leiblichen Großeltern noch leben (S. 37).

Stilistisch abgerundet wird das durch die Zeitsprünge; der Großteil des Graphic Novels ist im Präsens in der Zeit aus Simons Kindheit verfasst, jedoch erzählt Simon auch aus der Erinnerung als reflektierter Erwachsener aus der Jugend seiner Eltern (bspw.: S. 13-21, was die Handlung nachvollziehbarer und vor allem spürbarer macht.

Das Cover und die Rückseite sind bunt, der Text ist „nur“ schwarz-weiß, die Farbe fehlte mir nur auf den ersten paar Seiten. Danach fand ich das farblose Layout als sehr treffend, da es den Kontrast zwischen Ost und West verdeutlicht und die schwierige Zeit in der ehemaligen DDR wiederspiegelt.

Auch die Zeichnungen gefallen mir gut, sie sind kräftig, anschaulich und detailgetreu. Auffallend finde ich, dass direkt auf dem Cover das Symbol der Antifa zu sehen ist (Mauer), ebenso ein Antifa-Anstecker an der Jacke des zweiten Mannes, den die ausgereiste Familie in Westberlin sieht (S. 10). Auf der Mauer ist außerdem „Love > Hate“ zu lesen, die Abkürzung „THC“ die zu den Cannabinoiden als Tetrahydrocannabinol gehört und Köpfe und Gesichter, die zu den Mustern von psychedelischen Drogen gehören. Unten rechts steht auf der Mauer „RAUCH-HAUS MUSS BLEIBEN!“. 

Ich finde es beeindruckend, inwiefern die Ängste und Sorgen spürbar gemacht werden. Bswp. der Ausreiseantrag, der von Simons Eltern gestellt wurde, war nicht ungefährlich. Wer diesen Antrag gestellt hat, musste mit Repressalien zu rechnen, genau wie es der Familie von Simon wiederfahren ist. Der Gesichtsausdruck der Eltern beim Ausfüllen des Antrags (S. 74) lässt erahnen, wie heikel diese Angelegenheit gewesen sein muss. In der Folge kommt es zu Scheinverhören, Einbruch, und Verlust der Arbeitsstelle. Außerdem wird der Vater aus der Partei geworfen. 

Ein richtiger Spannungsbogen ist für mich persönlich nicht entstanden, weil von Anfang an deutlich ist, dass die Familie Schwartz „mehr oder weniger“ legal aus der DDR ausgereist ist, was allerdings nicht bedeuten soll, dass es nicht spannend zu lesen war. Die Graphic Novel hat sich schnell und mit Leichtigkeit lesen lassen und bietet sich gerade für „lesefaule“ Menschen an. Ebenso ist „drüben!“ besonders gut für Menschen geeignet, die einen realistischen Einblick in das Leben einer DDR Familie erhaschen wollen. Da ich (1997 geboren) selbst die DDR zum Glück nicht aktiv miterleben musste, aber dennoch sehr gut informiert bin auf Grund meiner Ostverwandschaft, kann ich die Schilderungen aus der Graphic Novel (aus zweiter Hand) verifizieren. 

Insbesondere die Charakterentwicklung des Vaters gefällt mir sehr gut; der Vater wird in einer sozialistische Muster-Familie hineingeboren, ist engagiertes FDJ-Mitglied und voll und ganz vom sozialistischen Führerprinzip überzeugt. Doch mehr und mehr kommen berechtige Zweifel an der Diktatur und den propagandistischen Worthülsen in Verbindung mit der widersprüchlichen Realität zum Vorschein. Die Gewissensbisse, mit denen der Vater zu kämpfen hat, wurden nochmal deutlich, als seinen Eltern von der Flucht erzählt hat, die ihn direkt verstoßen haben (S. 77).

Sowohl das Thema des Buchs, als auch die Story und die Umsetzung gefallen mir sehr gut, das einzig Negative an dieser Graphic Novel ist für mich persönlich, dass die drei Jahre zwischen Ausreiseantrag und Ausreise etwas zu sprunghaft dargestellt werden.

Insgesamt ist das Werk voll und ganz gelungen, gerade weil es sich sehr schnell lesen lässt, (ich schätze, dass schnelle Leser die Graphic Novel in ca. 35-40 Minuten durchgelesen haben) und die historische Genauigkeit bemerkenswert ist, ist die familiennahe Erzählung sehr zu empfehlen. 
(tr)

Rezension Grenzfall

von Susanne Buddenberg und Thomas Henseler

Inhalt
DDR 1982, Ost-Berlin: Der Schüler Peter Grimm rebelliert gegen die Meinungsdiktatur in einem Staat, der einem die Luft zum Atmen nimmt. Durch die oppositionelle Familie Robert Havemanns findet er viele neue Freunde und Gleichgesinnte, die seinen Freiheitsdrang teilen. Daraufhin wird er wegen seiner „moralisch-charakterlichen Grundhaltung“ vom Abitur ausgeschlossen und fliegt von der Schule. Doch Peter bleibt seinen Idealen treu: Zusammen mit Freunden gibt er die illegale Zeitung „Grenzfall“ heraus, in der unzensiert über gesellschaftliche Probleme berichtet wird, welche die Machthaber um jeden Preis verschweigen wollen. Der „Grenzfall“ entwickelt sich zum inoffiziellen Bestseller, der in der ganzen DDR von Hand zu Hand weitergegeben wird. Die Staatssicherheit bietet schließlich ihren ganzen Überwachungsapparat auf, um den „Grenzfall“ zu stoppen. Selbst im engsten Zirkel der „Grenzfall“-Gruppe gibt es einen Verräter, der die Stasi mit Informationen versorgt. Ein vernichtender Schlag gegen die „Staatsfeinde“ läuft an.

Hintergrung/Meinung:
Thomas Henseler und Susanne Buddenberg studierten zusammen Design an der Fachhochschule Aachen und Film an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg. Gemeinsam arbeiten sie in den Bereichen Comics, Illustration und Storyboards. Durch eine Internetseite sind die Autoren auf die Kurzbiografie von Peter Grimm, die Hauptfigur aus „Grenzfall“, gestoßen. Die Beiden wurden sofort aufmerksam, da es in seiner Geschichte sowohl Protagonisten als auch Antagonisten gab, unerwartete Wendepunkte und zum Schluss noch eine überraschende Auflösung. So entstand, finanziert mit den Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, „Grenzfall“. Für mich war der Comic „Grenzfall“ das erste Buch der beiden Autoren.

In „Grenzfall“ lernt man von Anfang an Peter Grimm kennen. Peter ist ein Schüler im Prenzlauer Berg, Ost-Berlin in den 1980ern. Er ist sympathisch, zielstrebig, ehrlich und bereit zum friedlichen Kampf auf seinem Weg zur Meinungsfreiheit. Bei der Beerdigung von Robert Havemann, der ein Wissenschaftler und der bekannteste Regimekritiker war, lernt Peter die Familie des Verstorbenen kennen. Es sind Oppositionelle mit vielen Freunden. Peter schließt sich ihnen an. Und von diesem Zeitpunkt rebelliert er gegen die herrschende „sozialistische“ Diktatur. 

Peter Grimm, der zugleich im Buch als befragte Person aus heutiger Zeit erscheint, gibt dem Leser ein Gefühl, dass sich das Lesen so anfühlt, als würde man die Geschichte von Angesicht zu Angesicht von ihm erzählt bekommen. Die betroffenen Personen leben noch und die DDR gehört für sehr viele weiterhin zu ihrem Leben. Sogar die beiden Autoren haben selbst ihre Kindheit teilweise in der DDR und im wiedervereinigten Deutschland verbracht. Ich finde, dass das diesen Comic noch einflussreicher macht. Alles, was in „Grenzfall“ geschieht, ist wahr und wirklich geschehen, auch wenn manche Abläufe und Personengruppen aus dramaturgischen Gründen zusammengefasst wurden. 

Was ich persönlich nicht so gut an diesem Comic finde, ist die schwarz-weiße Darstellung der Geschichte. Alle Berichte, Bilder, Sätze sind nur in diesen zwei Farben und das macht alles weniger Emotional. Dazu gibt es keine Vorgeschichte der Beziehung zwischen Peter Grimm und Sabine Börner. Es wird nur erwähnt, dass Peter seinen eigenen Freundeskreis gründete, zu dem auch Sabine gehörte. Und bereits auf Seite 18 bekommen die beiden Protagonisten ein Kind. Meiner Meinung nach, bekommt der Leser nach solchen Ungereimtheiten keinen emotionalen Zugang zur Geschichte und kann sich nicht mit den Protagonisten genau identifizieren.

Fazit:Die Geschichte ist wichtig. Um die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen, soll man auch die Gegenwart verstehen und die Zukunft planen. Man soll die passende Werke lesen und sich mit der Geschichte und den Ereignissen zum bestimmten Punkt dieser Geschichte auseinandersetzen. Solche Werke wie „Grenzfall“ von Thomas Henseler und Susanne Buddenberg geben dem Leser solche Möglichkeit. 
(si)

Fragebogen

In diesem strukturierten Leitfaden-Interview sollen Frauen aus der ehemaligen DDR in erster und zweiter Generation befragt werden. Pro Altersgruppe sind zwei bis drei Befragungen geplant, um einen exemplarischen Eindruck zu bekommen. Alle Interviews wurden zum einen wegen der räumlichen Distanz (min. 120km Entfernung) und zum anderen pandemiebedingt am Telefon durchgeführt. Die Auswahl der Interviewpartnerinnen entsteht aus dem erweiterten Bekanntenkreis meiner Verwandtschaft. Insgesamt werden 10 Fragen gestellt, ein Interview soll zwischen 15-20 Minuten dauern.

Fragen

  1. Wie haben Sie Ihre Rolle als Frau in der DDR interpretiert?
  2. Können Sie sich an typische Situationen erinnern, die heutzutage undenkbar sind?
    – Vermissen Sie typische Muster, die es heute so nicht mehr gibt?
    – Was ist für Sie heute selbstverständlich, was bis zum Mauerfall undenkbar war?
  3. Wie sah die Wertschätzung am Arbeitsplatz/Schule aus?
  4. Wie haben Sie die Dreifachbelastung aus Beruf, Erziehung und Haushalt wahrgenommen?
  5. Hat sich das Verhältnis zwischen Mann und Frau mit der Wiedervereinigung 1989 geändert?
  6. Wurde in bestimmten Bereichen spürbar zwischen Frau und Mann differenziert? 
  7. Waren Ihnen die Unterschiede zwischen dem Rollenverhältnis von Mann und Frau aus der BRD im Verhältnis zur DDR bekannt?
  8. Wie haben Sie die Bildungschancen für Frauen in der DDR empfunden?
  9. Was kann sich die BRD von heute von der DDR abschauen, um die Rolle der Frau zu stärken?
  10. Was war für Sie die „moderne Frau“ in der DDR?
    – Wie sah die Gestaltung von eigenen Interessen aus? Gab es viele Möglichkeiten Hobbys und dergleichen auszuüben?

Auswertung

Insgesamt wurden sieben Frauen befragt, zwei Frauen, die in den 1930er Jahren geboren wurden, drei Frauen aus den 1950er Jahren und zwei Frauen aus den 1970er Jahren. Bei allen Befragungen hat sich ein ähnliches Muster abgezeichnet; zunächst waren die Interviewpartnerrinnen sehr zurückhaltend mit ihren Antworten. Ab der Hälfte des Fragebogens wurden die Antworten jedoch länger und ausführlicher.

Auf die erste Frage, wie die eigene Rolle als Frau innerhalb der DDR interpretiert wurde, kamen nur sehr kurze Antworten. Es ist anzunehmen, dass ich die die Befragten mit dieser Frage an erster Stelle überrumpelt habe. Der Konsens der Antworten war, dass „alles okay gewesen sei und dass man keine besonderen Aufgaben oder Pflichten hatte, nur weil man eine Frau war.

Frage zwei hat die ernüchternsten Antworten ergeben, die Hälfte der Befragten hat die Frage nicht richtig verstanden und abseits vom Thema geantwortet, die andere Hälfte hat gesagt, dass für sie nichts undenkbar war.

Die Frage danach, ob bestimmte Muster vermisst werden, hat ein tiefes Antwortenspektrum hinterlassen; zum einen wurde die Pünktlichkeit und Freundlichkeit hervorgehoben während auf anderer Seite der Zusammenhalt in der DDR angesprochen wurde, dabei wurde insbesondere das gute Verhältnis von Kollegen und Nachbarschaft erwähnt. 

Bei der Frage, ob etwas heute selbstverständlich ist, was bis zum Mauerfall undenkbar war, wurde vor allem die Reisefreiheit und bessere Einkaufsmöglichkeiten angesprochen. Die Nachfrage zur Presse- und Meinungsfreiheit hat interessante Unterschiede hervorgebracht. Während die Befragten bis zur 1950er Generation allesamt aussagten, dass sie die Zustände nicht optimal waren, dennoch akzeptiert werden konnten, haben die beiden Befragten aus der 1970er Generation von Angst gesprochen, sich offen zu äußern. 

Frage drei hat bei jeder Befragung die gleiche Antwort ergeben: Frauen wurden weder in der Schule noch am Arbeitsplatz benachteiligt.

Eine Befragte, 1931 geboren, die bei der Post gearbeitet hat und nur zwei weibliche Kolleginnen hatte (im Gegensatz zu über 12 männlichen Kollegen) hat gesagt, dass die Frauen jederzeit gleichwertig behandelt wurden, „außer beim Lohn vielleicht.“ Das deckt sich mit meiner Recherche, der Slogan „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ war lediglich in der Politik ein Werbemittel, jedoch fernab der Realität.

Die interessanteste Frage für mich persönlich war Frage vier: „Wie haben Sie die Dreifachbelastung aus Erziehung, Haushalt und Beruf wahrgenommen?“ Für diese Frage waren nur die Frauen, die bis in die 1950er geboren wurden, geeignet, da die übrigen zu jung waren. Die Antworten haben ergeben, dass diese enorme Belastung gar nicht wahrgenommen wurde. „Man hat das einfach so hingenommen“, „das war eben so“, „das hat alles geklappt, das war keine Belastung“ waren typische Antworten, obgleich im selben Atemzug ein 12 Stunden Arbeitstag bei der Mehrheit der Frauen angesprochen wurde. Eine Befragte (1951 geb.), die als Floristin gearbeitet hat, hat ausgesagt, dass für sie die Dreifachbelastung kein Problem gewesen sei, weil sie sich die Erziehung mit ihrem Mann geteilt hat.

Frage fünf hat sehr differenzierte Antworten ergeben, während alle Frauen ausgesagt haben, dass sich innerhalb ihrer eigenen Beziehung nichts verändert hat, meinte die Floristin, dass „90% aller Männer in ihrem erweiterten Bekanntenkreis Paschas nach der Wende geworden sind. In diesem Zusammenhang gehe ich davon aus, dass mit Pascha (=Beamtentitel aus dem osmanischen Reich) ein arrogantes und selbstverherrlichendes Verhalten gemeint wurde.

Frage sechs war erneut sehr eindeutig; keine der Frauen hat spürbare Differenzierung zwischen Mann und Frau wahrgenommen.

Frage sieben hat ebenso ein sehr deutliches Ergebnis hervorgebracht, alle Frauen waren sich im Klaren darüber, dass Frauen aus Westdeutschland in der Regel nicht gearbeitet haben. Auch die Bildungschancen haben alle Frauen als total gleichberechtigt empfunden.

Bei der neunten Frage haben alle Frauen sofort geantwortet, dass vor allem die Kinderbetreuung verstärkt werden muss. Außerdem sollte Kindern aus sozial schwachen Schichten der Zugang zu guter Schulbildung erleichtert werden. 

Die letzte Frage, die Frage nach der Modernen Frau, hat ergeben, dass alle ein Bild der Modernen Frau im Kopf hatten, jedoch keine sich zu dieser exklusiveren Gruppe dazuzählte.

Die Freizeitgestaltung war laut allen Befragten einfach möglich, ohne größere Hindernisse.

Reflexion der Gruppenarbeit und Blogerstellung

Die Gruppenarbeit lief besonders gut, wir haben uns meistens getroffen, um zusammen am Blog zu arbeiten. Dass wir uns vorher nicht kannten, hat dabei überhaupt nicht gestört. Von Anfang hatten wir ein gutes und arbeitsfähiges Verhältnis, sodass die Blogerstellung durchaus Spaß gemacht hat. Vor allem die Recherche war sehr interessant, da wir uns in der Geschichte der DDR bewegt haben, konnten wir viele neue Erkenntnisse gewinnen. Neu war für uns das Format, wir haben beide zum ersten Mal an einem Blog gearbeitet, was zunächst auch für Schwierigkeiten gesorgt hat, jedoch keine größeren Probleme dargestellte. Die Bearbeitung der allgemeinen und spezifischen Leitfragen war insgesamt der schwerste Part bei der Erstellung des Blogs, da sie sehr „knackig“ gestellt wurden, in Zusammenarbeit konnten wir allerdings auch diese Fragen beantworten.

Thematisch haben uns die Graphic Novels und Comics gut gefallen, obwohl ich zuerst Bedenken hatte, ob die Medien Graphic Novels und Comics die richtige Wahl sind. Da unsere Comics und Graphic Novels aber ebenso autobiographische Werke darstellen und sich somit sehr nah an der Realität abspielen, waren sie sehr spannend zu lesen, insbesondere „drüben!“ von Simon Schwartz ist an dieser Stelle hervorzuheben.

Durch das digitale Semester 2020 war es schwierig die ganze Zeit über die Motivation hochzuhalten, aber durch die stetigen Treffen konnten wir eine gewisse Routine erlangen, die uns die Arbeit erleichtert hat. Mit der Entscheidung ein Interview in den Blog mit aufzunehmen, haben wir uns viel zusätzliche Arbeit aufgebürdet, was eventuell nicht hätte sein müssen, aber das hohe Erkenntnisinteresse hat die Arbeit auch sehr erleichtert.

Wir haben alle Einträge in enger Zusammenarbeit erstellt und haben uns dabei immer gegenseitig viele Fragen gestellt, sodass wir den bestmöglichen Blog erstellen.

Insgesamt sind wir mit der Prüfungsleistung in diesem Umfang sehr zufrieden. Wie schon angesprochen hat uns die Erstellung des Blogs Spaß gemacht, ebenso wie Recherche und die Zusammenarbeit. Unsere Arbeitsweise war effizient und zielgerichtet, dadurch hat der Blog mich auch für zukünftige Projekte motiviert.

(tr)

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