Erzählen von einem Land, das nicht mehr existiert

Rezension Grenzfall

von Susanne Buddenberg und Thomas Henseler

Inhalt
DDR 1982, Ost-Berlin: Der Schüler Peter Grimm rebelliert gegen die Meinungsdiktatur in einem Staat, der einem die Luft zum Atmen nimmt. Durch die oppositionelle Familie Robert Havemanns findet er viele neue Freunde und Gleichgesinnte, die seinen Freiheitsdrang teilen. Daraufhin wird er wegen seiner „moralisch-charakterlichen Grundhaltung“ vom Abitur ausgeschlossen und fliegt von der Schule. Doch Peter bleibt seinen Idealen treu: Zusammen mit Freunden gibt er die illegale Zeitung „Grenzfall“ heraus, in der unzensiert über gesellschaftliche Probleme berichtet wird, welche die Machthaber um jeden Preis verschweigen wollen. Der „Grenzfall“ entwickelt sich zum inoffiziellen Bestseller, der in der ganzen DDR von Hand zu Hand weitergegeben wird. Die Staatssicherheit bietet schließlich ihren ganzen Überwachungsapparat auf, um den „Grenzfall“ zu stoppen. Selbst im engsten Zirkel der „Grenzfall“-Gruppe gibt es einen Verräter, der die Stasi mit Informationen versorgt. Ein vernichtender Schlag gegen die „Staatsfeinde“ läuft an.

Hintergrung/Meinung:
Thomas Henseler und Susanne Buddenberg studierten zusammen Design an der Fachhochschule Aachen und Film an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg. Gemeinsam arbeiten sie in den Bereichen Comics, Illustration und Storyboards. Durch eine Internetseite sind die Autoren auf die Kurzbiografie von Peter Grimm, die Hauptfigur aus „Grenzfall“, gestoßen. Die Beiden wurden sofort aufmerksam, da es in seiner Geschichte sowohl Protagonisten als auch Antagonisten gab, unerwartete Wendepunkte und zum Schluss noch eine überraschende Auflösung. So entstand, finanziert mit den Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, „Grenzfall“. Für mich war der Comic „Grenzfall“ das erste Buch der beiden Autoren.

In „Grenzfall“ lernt man von Anfang an Peter Grimm kennen. Peter ist ein Schüler im Prenzlauer Berg, Ost-Berlin in den 1980ern. Er ist sympathisch, zielstrebig, ehrlich und bereit zum friedlichen Kampf auf seinem Weg zur Meinungsfreiheit. Bei der Beerdigung von Robert Havemann, der ein Wissenschaftler und der bekannteste Regimekritiker war, lernt Peter die Familie des Verstorbenen kennen. Es sind Oppositionelle mit vielen Freunden. Peter schließt sich ihnen an. Und von diesem Zeitpunkt rebelliert er gegen die herrschende „sozialistische“ Diktatur. 

Peter Grimm, der zugleich im Buch als befragte Person aus heutiger Zeit erscheint, gibt dem Leser ein Gefühl, dass sich das Lesen so anfühlt, als würde man die Geschichte von Angesicht zu Angesicht von ihm erzählt bekommen. Die betroffenen Personen leben noch und die DDR gehört für sehr viele weiterhin zu ihrem Leben. Sogar die beiden Autoren haben selbst ihre Kindheit teilweise in der DDR und im wiedervereinigten Deutschland verbracht. Ich finde, dass das diesen Comic noch einflussreicher macht. Alles, was in „Grenzfall“ geschieht, ist wahr und wirklich geschehen, auch wenn manche Abläufe und Personengruppen aus dramaturgischen Gründen zusammengefasst wurden. 

Was ich persönlich nicht so gut an diesem Comic finde, ist die schwarz-weiße Darstellung der Geschichte. Alle Berichte, Bilder, Sätze sind nur in diesen zwei Farben und das macht alles weniger Emotional. Dazu gibt es keine Vorgeschichte der Beziehung zwischen Peter Grimm und Sabine Börner. Es wird nur erwähnt, dass Peter seinen eigenen Freundeskreis gründete, zu dem auch Sabine gehörte. Und bereits auf Seite 18 bekommen die beiden Protagonisten ein Kind. Meiner Meinung nach, bekommt der Leser nach solchen Ungereimtheiten keinen emotionalen Zugang zur Geschichte und kann sich nicht mit den Protagonisten genau identifizieren.

Fazit:Die Geschichte ist wichtig. Um die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen, soll man auch die Gegenwart verstehen und die Zukunft planen. Man soll die passende Werke lesen und sich mit der Geschichte und den Ereignissen zum bestimmten Punkt dieser Geschichte auseinandersetzen. Solche Werke wie „Grenzfall“ von Thomas Henseler und Susanne Buddenberg geben dem Leser solche Möglichkeit. 
(si)

1 Kommentar

  1. Roksana Kacprzak

    Diese Form einer Rezension spricht mich persönlich sehr an. Ich finde die Aufteilung und Organisation des Textes sehr anschaulich und verständlich, was das Lesen angenehmer macht. Inhaltlich finde ich den Text auch gut gelungen. Er ist vor allem sehr informativ und spannend, was bei einer Rezension zwei der wichtigsten Merkmale sind. Es ist gut, dass im Text Aspekte, die im Buch nicht ganz so gelungen waren, ebenfalls genannt werden. Dadurch wirkt die Rezension glaubwürdiger.

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