In der DDR bildete – gegensätzlich zur BRD – die Vereinbarkeit von Familie und Beruf den Grundpfeiler der Frauen- und Familienpolitik. Im Westen wurde für ein Leben als Hausfrau geworben, die Berufstätigkeit der Frau wurde bis 1977 per Gesetz nur mit der Zustimmung des Ehemannes genehmigt.[1]
Im Gegensatz dazu wurde bereits 1950 in der DDR ein Gesetz über die Rechte der Frau verabschiedet.[2] Die DDR verfolgt also schon sehr früh eine ausgewogenere Gleichstellungspolitik, als der westliche Nachbar.
Doch woran lag das? Und welche Folgen hatte das für die Literatur in der DDR? Diese Fragen sollen im Folgenden durch exemplarische Beispiele und Zeitzeugeninterviews geklärt werden.
Familienleben und Berufstätigkeit der DDR-Frau
Die Gleichstellung der Frau in der DDR hatte mehrere Gründe, einerseits gehört die Emanzipation zu den ältesten Forderungen der Arbeiterbewegung, sie ist also eng mit der Ideologie eines sozialistischen Staates verknüpft.[3] Andererseits spielte auch die Wirtschaft bei der Gleichstellung der Frau eine große Rolle; die DDR wurde – nicht wie die BRD – durch Sowjetunion wieder aufgebaut, sondern ausgebeutet. Die Sowjetunion musste wegen des zweiten Weltkriegs wieder aufgebaut werden und konnte/wollte nicht die Kraft in den Wiederaufbau in das Land stecken, welches sie zuvor angegriffen hatte.
Der Anteil der berufstätigen Frauen war in der DDR einer der höchsten der Welt, 1986 haben über 90% (BRD ca. 50%) der Frauen gearbeitet, Politik und Führungspositionen waren trotzdem überwiegend von Männern besetzt.[4]
Insgesamt sind 3,8 Millionen Menschen aus der DDR in den Westen ausgereist. Der Großteil ist illegal geflohen, jedoch war auch die Ausreise über einen Ausreiseantrag möglich, welcher allerdings Repressionen in der DDR zur Folge hatte. Der Verlust von 3,8 Millionen potentiellen Arbeitskräften war erschlagend für DDR, weshalb die Rolle der Frau auf dem Arbeitsmarkt umso wichtiger wurde.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Arbeitskraft der Frau in der DDR aus den folgenden Gründen gebraucht wurde:
- Wiederaufbau
- Flucht in den Westen
- marode Volkswirtschaft der DDR
- Ideologie
Dies soll jedoch nicht bedeuten, dass Frauen in der DDR nicht auch als Hausfrauen arbeiteten mussten. Nach der Arbeit in typischen Frauenberufen musste der Haushalt versorgt werden. Diese enorme Doppelbelastung führte zu einer niedrigeren Geburtenrate.[5]
Während 1972 die Fertilitätsrate noch bei 1,79 lag, fiel sie bis 1975 auf 1,54. In der Folge wurden Anreize für Mütter geschaffen; so wurde ab dem dritten Kind für die Frau 1972 eine 40-Stunden Woche eingeführt, ab 1976 galt diese Regelung auch für Mütter von zwei Kindern. Auch die Freistellung für ein Jahr, bei voller Bezahlung, wurde 1976 ab dem zweiten Kind eingeführt, 1986 war dies ab dem ersten Kind möglich.[6] Dass diese Maßnahmen gefruchtet haben, zeigt die Entwicklung der Fertilitätsrate bis 1980, sie stieg auf 1,9. In der BRD lag der Wert 1980 bei 1,45.[7]
Um den Müttern der DDR einen schnellen Wiedereinstieg in das Berufsleben zu ermöglichen wurde außerdem auch für ausreichend Kita- und Krippenplätze gesorgt, zusätzlich bekam jede Familie pro Kind bis zu 1000 Mark „Geburtenbeihilfe“, welches die Erstausstattung wie Kleidung, Bettchen, Kinderwagen etc. finanzieren sollte.[8]
Da die meisten Frauen in frauentypischen Berufen arbeiteten und Haushalt sowie Erziehung weitgehend in den Händen der Frau blieb, kann man sagen, dass die Gleichberechtigung von Frauen und Männern also auf bestimmte Bereiche beschränkt war.
Der Internationale Frauentag
Bereits 1910 entstand bei den Sozialistinnen die Idee eines „Internationalen Frauentages“, der Kampf um Gleichberechtigung und dem damit verbundenen Wahlrecht begann jedoch schon deutlich früher. Was in den 1840er Jahren begann, gipfelte im November 1918 in der Wahlrechtsreform, welche das Frauenwahlrecht ermöglichte.[9]
Seit 1911 wird der Internationale Frauentag jährlich gefeiert, seit 1921 immer am 8. März. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde dieser Tag verboten, jedoch wurde der Tag in den östlichen Bundesländern nach der Gründung der DDR wieder eingeführt. Bis heute wird am 8. März die Frau geehrt, indem man ihnen eine Blume schenkt und zum Frauentag gratuliert.
Frauen in der DDR-Literatur
Um das Bild, welches von Frauen in der DDR-Literatur erzeugt wurde, deuten zu können, muss sich zunächst angeschaut werden, wie Frauen grundsätzlich innerhalb der Medien präsentiert wurden. Als Grundlage dient hierzu Hörz (2010): Der lange Weg zur Gleichberechtigung. Helga Hörz schreibt in ihrem Buch über die positiven und negativen Maßnahmen und Auswirkungen willentlicher Gleichstellungspolitik in der DDR.
Da die Medien in der DDR-Diktatur systematisch gesteuert wurden, wurde die Frau –zur Ideologie passend– in Zeitschriften, Fernseh- oder Radiobeiträgen beispielhaft unterstützt.[10]
Frauen wurden nicht als Sexobjekt dargestellt, sondern Frauenpersönlichkeiten, die beachtliches geleistet haben, wurden entsprechend präsentiert. Auch um den Einheitsgedanken und die Liebe zum System zu bekräftigen wurde aus allen Bereichen gewählt. Bäuerinnen, Facharbeiterinnen und vor allem Wissenschaftlerinnen wurden durch besondere Leistungen in ihren Wirkungsbereichen geehrt.[11] Die Frauenzeitschrift „Für Dich“ ist exemplarisch dafür.
In der DDR interpretierten die Schriftstellerinnen Frauenrechte als Menschenrechte, dafür wurden häufig erfolgreiche Frauen portraitiert. Dabei wurde der Lebenslauf von Frauen aus der Vergangenheit und Gegenwart in ihrem mutigen Kampf gegen Unterdrückung und Diffamierung literarisiert.[12]
[1] bpb (2018): Gleichberechtigung wird Gesetz.
[2] Bouillot, C. (2008): Frauenbewegung in der DDR.
[3] Hörz, H. E. (2017): Der lange Weg zur Gleichberechtigung. S. 32f.
[4] Deutschlandfunk (2019)
[5] statista (2016): Zusammengefasste Geburtenziffer: Entwicklung der Fertilitätsrate in der BRD und der ehemaligen DDR von 1950 bis 1990.
[6] Schäfgen, K (2000): Die Verdopplung der Ungleichheit. S. 106ff.
[7] statista (2016): Zusammengefasste Geburtenziffer: Entwicklung der Fertilitätsrate in der BRD und der ehemaligen DDR von 1950 bis 1990.
[8] Hörz, H. E. (2010): Der lange Weg zur Gleichberechtigung. S. 102ff.
[9] Kerstin Wolff (2018): Der Kampf der Frauenbewegung um das Frauenwahlrecht.
[10] Hörz, H. E. (2010): Der lange Weg zur Gleichberechtigung. S. 180.
[11] Vgl. ebd.
[12] Vgl. ebd. S. 189.
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Besonders das nicht nur negative Aspekte dargestellt wurden finde ich sehr gut.
Auch die Quellenangaben finde ich zum weiterlesen richtig gut.
Ich finde sowohl das Thema als auch deren Ausführung sehr interessant. Es ist kein selbstverständliches Thema, wenn man Ost- uns Westdeutschland vergleicht, also nach vielen gelesenen Beiträgen zu DDR und BRD kann man durch den Text immer noch etwas Neues und Spannendes dazu lernen. Der Text ist verständlich auch für Personen, die keine Experten in der deutschen Geschichte oder generell Geschichte sind, was ich als einen großen Vorteil sehe. Es gefällt mir auch, dass der Text in Teile mit eigenen Überschriften aufgeteilt ist.